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Glenlivet 1965

Glenlivet 1965

Aller guten Dinge sind drei. Sagt man so. Neben Speyside und Nikka hatten wir an einem besonderen Abend noch einen weiteren besonderen Whisky im Glas. Eigentlich weit über dem üblichen Budget, hatte meine Frau mir zum 50. Geburtstag einen Whisky aus eben meinem Geburtsjahr geschenkt, nämlich einen George & J.G. Smith's Glenlivet 1965 von Gordon & Macphail, der 2012, also nach satten 47 Jahren, mit 43% abgefüllt worden war. Der hatte nun schon eine ganze Weile einen Ehrenplatz im Regal, und diesmal passte er zu Anlass und Gästen. Also raus mit dem Korken ...

Colour: M7 Safran

Nose: Der Glenlivet ist sehr mild in der Nase, was ich bei "nur" 43% und der langen Lagerzeit nicht weiter überraschend finde. In diese Milde hinein drängen sich aber intensive Fruchtnoten, deutlich registriere ich Aprikose. Auch Holz und Vanille sind reichlich vorhanden. Das faszinierendste ist aber, dass man ihm das hohe Alter schon in der Nase anmerkt. Oft haben alte Whiskies ja eine schwer zu definierende und schwer zu beschreibende, aber leicht zu schmeckende Note, an denen man merkt, dass er alt ist. Bei diesem hier kommt dieser Eindruck nicht erst auf der Zunge zum Vorschein, sondern fällt schon in der Nase auf.

Taste: Auch im Geschmack ist der Whisky weich. Reife Früchte, hier insbesondere Pfirsich, dazu wieder Holznoten, diesmal ohne den üblichen Begleiter Vanille. Auch im Geschmack spürt man deutlich das hohe Alter, aber trotzdem ist der Geschmack sehr frisch und klar. Die ganze Geschmackswelt spielt sich am Gaumen und den hinteren Bereichen der Zunge ab. Der vordere Teil der Zunge fühlt sich frei an.

Finish: Der Abgang ist nur mittellang und nicht sehr spektakulär. Ich schreibe das der Weichheit zu, durch die im Abgang einfach nicht mehr genug Kraft vorhanden ist.

Wertung:

Es ist einfach ein großartiges Erlebnis, einmal einen so alten Whisky zu probieren. Zugegeben, meine Lieblingswhiskies sind deutlich jünger und ganz anders im Geschmack, und das wird auch nach dem Glenlivet so bleiben. Aber beim Whisky liegt ein enormer Reiz in der Vielfalt, deshalb sehe ich auch diesen Whisky als eine großartige Bereicherung meiner Whiskyerfahrung an. Jedem, der einmal die Chance hat, einen so alten Whisky zu probieren, kann ich nur empfehlen, sich diese nicht entgehen zu lassen.

Zur Destillerie gehts hier: Glenlivet

Nikka 15 yrs aus Sample

Nikka 15 yrs

Je kleiner die Flasche, desto spezieller der Whisky? Manchmal ist das so. In diesem Fall gab es zu einem besonderen Anlass (wir hatten uns zur Verkostung der Messeabfüllung der 1. Kronberger Genussmesse getroffen) noch einen besonderen Tropfen dazu. Er kam im Glas auf den Tisch, ohne das wir Flasche oder Etikett gesehen hatten oder irgendetwas über den Whisky wussten. Nett, so ein unverhofftes Blind Tasting.

Nun ja, ganz blind waren wir nicht. Die Farbe konnten wir schon vorab beurteilen, und die hatte es in sich. Ich glaube, das war der dunkelste Whisky, den ich bisher im Glas hatte. Es handelte sich um einen Japaner, und zwar einen 15 Jahre alten Nikka aus einem Einzelfass (Single Barrel #106041) mit 59%.

Colour: D1 (Pariser Rot), D2 (Gebranntes Siena)

Nose: Ist das ein Kräuterlikör? Der erste Eindruck geht in diese Richtung, und auch Anklänge an Maggikraut und BBQ-Sauce scheinen das zu bestätigen. Wenn man eigentlich Whiskyaromen erwartet hat, dann erscheint dieser erste Eindruck fast modrig. Nach einem Augenblick der Überraschung und Irritation setzt sich dann aber ganz massiver und leckerer Sherrygeruch durch. Ein Paukenschlag zum Auftakt.

Taste: Der Sherry kommt auch auf der Zunge sehr intensiv durch. Die Kräuter und Gewürze aus der Nase machen auf der Zunge aber eher ledrigen Noten und pfeffriger Schärfe Platz. Der Whisky legt sich intensiv auf die Zunge und will da auch nicht wieder weg.

Finish: Der Abgang ist schließlich ziemlich lang (warm, wieder mit Sherrynoten), aber er geht nicht sehr tief. Trotz des ja nicht eben geringen Alkoholgehaltes fehlt die typische Wärme, mit der ein starker Whisky oft in Richtung Magen fließt. Stattdessen verbleiben Wärme und Geschmack weiter oben im Hals.

Wertung:

Die vier Sterne hat sich der Nikka redlich verdient. Für Auge, Nase, Zunge und Gaumen bietet er wirklich viel, und die erste Überraschung in der Nase verzeiht man ihm sehr gerne. Wirklich schade, dass das nur ein Sample war.

Bleibt nur noch, eine Informationsquelle zu ergänzen, denn dem Etikett auf der Flasche konnte ich nun wirklich nicht viel Sachdienliches entnehmen. Das ging dem Spender (Michael) ebenso, deshalb hatte er einen japanischen Kollegen um eine Übersetzung gebeten, die auf dem folgenden Bild zu sehen ist. Die letzte Zeile auf diesem Zettel hat uns übrigens ein bischen Kopfzerbrechen bereitet (Der Alkohol ist über 20 Jahre alt? Der Whisky sollte doch "nur" 15 Jahre alt sein ...), bis ich auf die Idee kam, mal nach dem "legal age" für Alkoholkonsum in Japan zu googeln: Genau! Das liegt bei 20 Jahren.

Zur Destillerie gehts hier: Nikka

Die Übersetzung

Pub Night 2016

Pub Night 2016

Einmal im Jahr findet die Neu-Anspacher Pub Night statt. Im Gasthaus Zur Linde trifft man sich zu Guinness vom Fass, Fish & Chips und Livemusik. Am 13.05.2016 fand diese Veranstaltung zum vierten Mal statt, hat also die magische Grenze von drei überschritten und darf sich damit guten Gewissens als Traditionsveranstaltung bezeichnen.

Michael von malt'n'taste war zwar auch dieses Mal der Veranstalter, aber im Gegensatz zu seinen Tastings stand er nicht so sehr "an der Front". Vielmehr schaffte er es, dem ehrwürdigen Saal der Linde eine lebhafte Pub-Atmosphäre einzuhauchen, in der natürlich die Tasting-Stammgäste, aber auch deren Freunde/Familie und viele gänzlich neue Gesichter den Abend genießen konnten.

Gemeinsam mit den Wirtsleuten wurde stilecht Guinness vom Fass angeboten (und gerne getrunken), und auch zum Essen gab es typische Pub-Gerichte wie Fish & Chips. Für die Musik sorgte (ebenfalls nicht zum ersten Mal) Norman Hartnett, der als Stormin' Norman in Sachen irischer Musik unterwegs ist.

Natürlich kann so ein Abend nicht ganz ohne Whisky ablaufen. (Tut er in einem "echten" Pub ja auch nicht - ich spreche da aus Erfahrung ...) Michael bot Minitasting-Sets an. Dazu gab es diesmal keine ausführlichen Besprechungen wie in einem Tasting üblich, sondern nur eine kurze Einleitung und die Aufforderung, die Drams zu genießen und ausgiebig mit den Tischnachbarn zu diskutieren. Davon wurde auch reichlich Gebrauch gemacht. Besonders interessant fand ich es, auch einmal Meinungen von Leuten zu hören, die sich sonst nicht so intensiv mit Whisky auseinandersetzen.

Als Motto des Minitastings stand "Highlands vs. Islay oder Antiquitäten vs. Neuerscheinungen". Hier war wirklich für jeden etwas dabei: ein Querschnitt durch die verbreitetsten Geschmacksrichtungen (Ex-Bourbon, Sherry, Rauch), von leicht bis mächtig, alte Seltenheiten und ganz frische Neuheiten. Gerade für die nicht so whiskyerfahrenen Gäste ergab diese Zusammenstellung einen sehr schönen Überblick über die Vielfalt der Malts. Übrigens haben wir später erfahren, dass diese Erfahrungen durchaus eine Reichweite über die Pub Night hinaus hatten: Freunde haben sich kurzerhand bei Michael mit Whisky versorgt und zu Hause ein Familientasting veranstaltet. Nachwuchsarbeit sozusagen ...

Da es im Pub eher fröhlich als konzentriert zugeht, sind bei dem Minitasting natürlich keine detaillierten Tasting Notes herausgekommen. Manchmal geht Genuss eben vor Analyse. Deshalb habe ich hier mal Michaels Tastingunterlage, auf der die Whiskies mit ein paar Notes auf offiziellen oder anderen Netzquellen zu sehen sind.

Das Minitasting

Zum Schluss gab es noch eine Verlosung. Für den Gewinner des Hauptpreises gab es eine Flasche Whisky. Ich habe vergessen, welcher es war, aber Michael lässt sich niemals lumpen.

Und noch ein Hinweis: am 31.10.2016 gibt es ein weiteres Highlight in der Linde: Water and Sand spielt ein Konzert, auf das ich mich schon sehr freue. Wer die Freude mit mir teilen will: Karten gibts bei malt'n'taste.

Ganz zum Schluss noch etwas in eigener Sache: dass der Artikel über die Pub Night so lange auf sich warten ließ, hat Gründe, über die hier noch zu reden sein wird. Mit anderen Worten: die Gründe haben mit Whisky zu tun. Wir waren nämlich in Schottland, und dabei fallen immer einige Artikel für Drambo ab. Stay tuned ...

Zum Veranstalter gehts hier: malt'n'taste

Craftbeertreffen

Craftbeertreffen

Am ersten wirklich sommerlichen Wochenende des Jahres war mal wieder ein Treffen unserer privaten Malt Whisky Gruppe fällig. Auf Volkers Terrasse sollte diesmal Craftbeer der Anlass sein. Verschiedene Gäste hatten einige Sorten mitgebracht, die Gastgeber hatten wieder einmal hervorragend gekocht (Andie's Irish Stew - mjam!) und natürlich standen auch wieder einige Malts auf dem Tisch.

Den Sonnenuntergang habe ich rechts oben festgehalten, aber vorher, noch in der sehr willkommenen warmen Sonne, gab es ein Erfrischungsgetränk der besonderen Art. Damit sich die anwesenden Single Malt Liebhaber nicht schon angesichts der Flasche abwendeten, war eine Zutat in eine neutrale Flasche umgefüllt worden. Es blieb aber nicht lange ein Geheimnis, um was es sich handelte: 2cl Jim Beam Apple, 4 cl Tonic Water, dazu Eiswürfel und eine dünne Apfelspalte. Da konnte man angesichts des Wetters schon mal einen Moment vergessen, warum man eigentlich gekommen war. Sehr lecker!

Wie üblich bei "einfach nur so" Treffen gibts keine ausführlichen Notes. Angesichts des guten Wetters und der Lust, das auszunutzen, sind die verbliebenen Notizen sogar noch etwas kürzer geraten, ich habe nur ein bischen was zu vereinzelten Whiskies notiert. Immerhin ist die Liste vollständig ...

  • The Tyrconnell, 46%, Single Malt Irish Whiskey, 10 yrs, Madeira Cask - Ein typischer Ire, dem man die Dreifachdestillation an seiner Weichheit anmerkt.

  • The Pogues, 40%, Irish Whiskey - Noch ein Ire, Dieser ist vom Charakter her aber eher schottisch, etwas rauher.

  • Writer's Tears, 40%, Irish Whiskey - Und der dritte Ire des Abends, diesmal wieder weicher.

  • The Macallan Anniversary Malt, 43%, 25 yrs - Den habe ich schon mal beschrieben. Unveränderte Meinung: ein nose-only Whisky, der durch das lange Offenstehen unendlich viel an Geschmack verloren hat. Der Geruch ist aber nach wie vor sensationell.

  • Langatun Old Deer, Cask Proof, 58,5% - d 12/2008, b 03/2015, Sherry/Chardonnay, Lot No. L0515, Schweiz - Fast genauso gut wie sein Vetter "Old Bear", den ich in Limburg probiert habe.

  • Benromach 43% - distilled 2008, bottled 2014

  • Strathmill, Signatory Vintage, 43% - d 12.11.1992, b 22.05.2002, Casks #40697-#40700, btl. 3026/3506

  • Highland Park Sigurd, 43%, Warrior Serie - Typisch Highland Park (also sehr lecker). Von dem durfte ich ein Sample mitnehmen, den werde ich also bei Gelegenheit nochmal ausführlicher vorstellen.

  • Ardmore Port Wood Finish, 46% - Portfinishes werden mir immer sympathischer. Dieser hat zudem noch ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis.

  • Glenrothes 21 yrs Spirit & Cask Range, 59,7% - 257 btls, Cask #12901, Oak Butt, distilled 05.06.1990, bottled 2011

  • Finlaggan, 46% - Port Finished - Wieder Port. Mein Favorit des Abends.

Für den nächsten Abend dieser Serie ist ein Garten anvisiert, vielleicht auch ein Grill. Das bedeutet wieder viel Ablenkung von den Whiskies. Aber da die Kombination von Whisky mit anderen kulinarischen Genüssen auch sehr gut funktionieren kann, können wir uns auch dann wieder auf viele ungeahnte Genüsse freuen.

Tasting: Malts der schottischen Inseln

Schottische Inseln

Ich bin ein bischen hintendran mit den Artikeln. Aber es gibt halt Dinge, die gehen vor. So mancher Whiskyartikel kann deshalb erst eine ganze Weile nach dem Genuss des Tropfens erscheinen, den er beschreibt. Berichte über Tastings, Messen und ähnliche Veranstaltungen versuche ich zwar immer möglichst zeitnah zu verfassen, aber manchmal klappt auch das nur bedingt. In diesem Fall lag das an einer ungewöhnlichen Häufung von Veranstaltungen. Gleich vier davon drängelten sich an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden, und das war dann ein bischen zu viel. Nächstes Wochenende geht es dann schon wieder los, deshalb nutze ich die Gelegenheit, den letzten Tastingartikel fertig zu bekommen.

Wieder einmal war malt'n'taste der Veranstalter, wieder einmal hatten wir uns im Gasthaus Zur Linde getroffen, und wieder einmal hatte sich Michael vieles Gute und Interessante einfallen lassen.

Diesmal ging es - die Überschrift sagt es schon - um die schottischen Inseln. Islay (die Raucherecke auf der großen Whiskyparty) war natürlich vertreten, reihte sich aber diesmal ein in eine bunte Sammlung von Whiskies aller Single-Malt produzierenden Inseln. Naja, genau genommen gäbe es da schon noch eine: Abhainn Dearg auf Lewis haben wir ausgelassen. Und wenn Harris (in Bau) und Barra (in Planung) erstmal ihre Destillerien haben und vielleicht auch auf den Shetlands (Reel Distillery, produziert im Moment Gin) Malt Whisky produziert wird, dann haben wir schon fast genug Inseln für ein weiteres Tasting zusammen. (Um hier keine falschen Gerüchte in die Welt zu setzen: das mit den Shetlands ist reine Spekulation von mir. Ich habe keine Ahnung, ob es bei Reel Pläne gibt, ins Whiskygeschäft einzusteigen. Ich weiß nur, dass es mir gefallen würde.)

Aber zurück zu den Whiskies im Glas. Michael wäre nicht Michael, wenn er nicht irgendwelche Besonderheiten aufgetischt hätte. Und mehr noch: es gab keine einzige Standardabfüllung, nur spezielle Whiskies:

  • Isle of Arran: Arran 10 yrs, Private Cask - 54,1%, distilled 20.09.2004, bottled 09.07.2015, Cask #2004/009, Sherry Hogshead, 338 Flaschen, Farbe: M10 Hennarot - In der Nase macht sich zunächst einmal intensiver Sherrygeruch breit, mit Rosinen, Trockenfrüchten und Orangen. Auch der Alkohol ist spürbar. Darüber hinaus finden wir viele Süßigkeiten, von Waffeln über Mon Cherie bis zu Werthers Echte (für die jüngeren unter uns: so hießen Werthers Original früher mal). Auf der Zunge wieder Holz (aber weniger als in der Nase),später kommen Schokolade und Karamell hinzu. Der Abgang ist lang und warm und legt sich genüsslich auf die Zunge. Und mit ein paar Tropfen Wasser explodiert der Whisky im Geschmack geradezu.

  • Isle of Skye: Talisker, Abfüllung für Friends of Classic Malts, Triple Matured - 48%, 4500 Flaschen, Farbe: M10 Hennarot - Zuerst mal steigt (was auch sonst bei Talisker) eine Note von Holzrauch in die Nase, aber wirklich nur wenig, dann Meer, Algen, Salz und Pfeffer. Auf der Zunge kommt der Rauch etwas klassischer daher, auch Holz ist vorhanden. Ein bischen süß, eine Idee von Sherry (obwohl nicht bekannt ist, ob der Whisky mal Bekanntschaft mit einem Sherryfass gemacht hat), etwas Malz, insgesamt recht leicht, obwohl die 48% für Talisker schon recht stark sind. Das Finish ist dann das interessanteste: zuerst mittellang uns scheinbar schon weg, kommt er nochmal zurück, und diesmal recht scharf. Spannendes Finish auf einen der weniger spannenden Whiskies des Abends.

  • Isle of Mull: Ledaig 5 yrs, Sherry Finish 42%, Farbe: M8 Kupfer - Was das hier so genau für ein Whisky ist, war uns allen nicht ganz klar. Es handelt sich definitiv um eine Destillerieabfüllung, aber auch die Whiskybase weiß keine Details wie das Destillationsjahr oder ob es sich um eine reguläre Abfüllung oder um eine Sonderedition handelte. Na egal, interessanter ist sowieso, wie er sich im Glas macht. An Whiskies aus Tobermory scheiden sich die Geister. Während ich sie (meistens) grandios finde (insbesondere die ölige Variante des Rauches, insbesondere in Verbindung mit Sherry), höre ich von anderen schon mal (so auch hier) Attribute wie Brühe, Maggi oder Gummi. Ich glaube, wir meinen alle das gleiche, nur sind die Assoziationen unterschiedlich. Auch im Geschmack ist das ein typischer Ledaig, süß und mit einer Öligkeit, die sich über die Zunge ausbreitet. Er ist recht weich, und auch die Pfeffernote, die er hat, ist weniger scharf ausgeprägt als anderswo. Mit ein paar Gewürznoten fühle ich mich an balinesischen Langpfeffer erinnert, den wir mal von einer Reise mitgebracht haben. Das Finish ist dann nur mittellang.

  • Orkney Islands: Highland Park Freya - 51,2%, 15 yrs, Bourbon Barrels, Farbe: M6 Ocker - der nördlichste Vertreter des Abends kam von den Orkneys und brachte als Bestandteil von Highland Parks Walhalla-Serie ordentlich Vorschusslorbeeren mit. Andererseits machte auch die ungewöhnliche Fassreifung (nur Bourbon Barrels, Highland Park arbeitet sonst überwiegend mit Sherryfässern) neugierig. In der Nase gab es zunächst mal Holz und Vanille zu riechen, dazu Mandeln, Honig(?), Karamell und Popcorn. Ein leicht "sprittiger" und scharfer Unterton war noch da. Im Geschmack dann war eine (nach der Nase überraschende) Schärfe vorhanden, dazu durchaus passend Ingwer, auch Ananas und Holz. Das Finish war lang. Insgesamt sicher kein schlechter Whisky, aber mit Vorschusslorbeeren ist das (genau wie mit Vorurteilen) so eine Sache: meistens stimmen sie nicht - jedenfalls nicht vollständig. Göttin Freya hatte das Problem, gegen ein Feld exquisiter Konkurrenten um den Gaumen der Taster antreten zu müssen - und hat dabei verloren.

  • Isle of Jura: Jura 26 yrs, The Pearls of Scotland - 51,9%, distilled 09/1988, bottled 12/2014, Cask #1354, 205 Flaschen, Farbe: M7 Safran - Der nächste Whisky kam von einer nicht ganz einfachen Destillerie. Jura ist eigentlich eine sehr sympathische Insel, mit gerade mal 200 Einwohnern recht einsam und auch wenn wir "nur" eine Standardführung hatten, ist mir die Destillerie positiv in Erinnerung geblieben. Ihre Whiskies dagegen treffen selten meinen Geschmack. Bei diesem hier war das allerdings definitiv anders. Mit Holz, Malz, Früchten, Süße und ein paar Erdnüssen gab es ein Feuerwerk von Aromen in der Nase. Und am Gaumen ging es weiter: Wiederum Holz und Früchte, Beeren, ein Schuss Alkoholschärfe, dabei dennoch weich und vor allem das Alter machen den Jura zu einem Favoriten des Abends. Das Finish ist lang und warm, und der alkoholische Geschmack ist bis zum Ende sehr präsent. In der Tat eine Perle unter den schottischen Whiskies.

  • Isle of Islay: Port Charlotte 10 yrs, Private Cask - 57,1%, distilled 07/2004, bottled 10/2014, Cask #890/2004, Ex-Bourbonfass, 217 Flaschen, Farbe: M6 Ocker - Wenn man auf den Jura noch einen draufsetzen will, wo könnte man dann suchen? Natürlich auf Islay, und dort insbesondere in Bruichladdich mit ihrem enormen Variantenreichtum an Aromen und Geschmäckern, Torfgehalten und Fasstypen. Hier hatten wir einen Port Charlotte, also einen kräftig (aber nicht übermäßig) getorften Whisky aus einem privaten Fass. In der Nase finden wir Torf, Rauch, Medizin, ein wenig geräucherten Schinken, gebrannte Erdnüsse, Zimt, Gerste und Pfeffer. Ein Teilnehmer meinte sogar, den Geruch einer abgebrannten Kupplung entdeckt zu haben. Auch auf der Zunge ist dann wieder Rauch und Torf präsent, außerdem (frisch umgegrabene) Erde, Honig, Pfeffer und Holz, das eine gewisse bittere Note hinzufügt. Das Finish ist lang, scharf und kraftvoll und erzeugt eine angenehme Wärme im Hals.

Ob nun Jura oder Port Charlotte: ich kann mich nicht entscheiden, welcher Whisky mir besser geschmeckt hat. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Am Ende freue ich mich, dass ich sechs exzellente Tropfen im Glas hatte, die ich ohne dieses Tasting nie kennengelernt hätte. Und natürlich freue ich mich schon auf das nächste Tasting mit tollen Whiskies, toller Moderation, guten Freunden und - last, not least - leckerer Pausenkost.

Zur Tasting-Webseite gehts hier: malt'n'taste

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